Freiheit
Wenn die heraufbeschwörende Freiheit sagt:
Du hast gefälligst zu Schweigen;
Weil nur, ich, in dieser Welt etwas zu sagen habe.
Wenn die erniedrigende Freiheit sagt:
Wir halten dich hier, wie ein wildes Tier, hinter Gitter
Damit wir, vor dir, nie mehr wieder Angst haben müssen.
Und dein anders SEIN, und dein anders TUN .
Und dein anders LASSEN; das tolerieren wir geduldeter Weise –
aber nur hinter GITTERN.
Wenn, geblendet, von der Morgensonne die Freiheit sagt:
Und kein Tag soll mehr in die Tage; dort wo der morgige Tag
Bereits in dem HEUTE schon ertränkt worden ist.
Wenn die engsichtig stümperhafte Freiheit sagt:
Türe zugeworfen – hinter uns die Sintflut;
Und auf dem Bildschirm flimmert unser Leben –
Es spiegelt sich vermeintlich; fortwährend nur
Selbstbetrachtendes das da aus unserem Umfeld.
Wenn widerwärtig hinterlistig die Freiheit sagt:
Wir werden dann; voll der Vortrefflichkeit, im Schlafe, ruhen können
Denn die anderen haben wir schon lange mundtot gemacht;
Ihrer Stimmen sind nur noch ein Röcheln; Worte aus den Kehlen geraubt.
Wenn meuchlerischer Üppigkeit die Freiheit sagt:
Essen kannst du haben; jederzeit, und so viel du willst…
Geschälte Nahrungsreste – täglicher Müll in den Zeitungen,
Die penetrante Unglaubwürdigkeit; seid jeher, wurde der HUNGER –
Verschwiegen in dem DORT.
Wenn die nicht wissende Freiheit sagt:
Keine Ahnung was mich FREI macht; oder wer mich in die Freiheit entlässt –
ein Gefangener bin ich; Freiheit mit Netzen eingefangen.
Wenn zuwartend die Freiheit sagt:
Warte bis du, durch ANDERE, von deinen Ängsten befreit wirst; denn auf HEILIG Gebautes
Blickt die Zukunft.
Wenn Stein auf Stein; meine GEDANKENFREIHEIT dort auf dem heißen Pflaster
Und Wind aus hundert Gassen nur noch FREIHEIT um mich herum
Aber wie klein doch deine Hände sind; und kein bisschen Freiheit lässt sich damit einfangen.
Wenn, augenscheinlich, mich die FREIHEIT; vor deinem EINFALLSREICHTUM beschützt
Denn „Andersdenkende“ haben nur wenig bis gar keinen Platz in meinem Leben.
Wenn meine so genannte; selbstverständlich scheinbare FREIHEIT
Dir keinerlei Hinweis sein kann…so nehme ich meine große Freiheit nur für mich in Anspruch.
Und für dich gilt dann nur die Behauptung, dass du vielleicht einmal FREI sein wirst
Wenn Luft und Willkür!
Aber ich habe, ja, die Wahl, und ich könnte auch einige Zeit lang auf meine FREIHEIT gänzlich ganz verzichten; möglicherweise auf gegenseitigem EINVERSTÄNDNIS beruhend; mein freiwilliger Verzicht…um dich dann, irgendwann einmal; von meiner erstickenden, Tuch vor dem Mund gehaltenen FREIHEIT, zu befreien.
Marion Bloem
German translation by Kristian Goldmund Aumann